Frauen in der Informatik

Die Informatik hat ihren Ursprung bereits im 19. Jahrhundert. Begründerin dieser Wissenschaft und erste Programmiererin war Ada Lovelace mit ihrem Algorithmus zum Berechnen von Bernoulli-Zahlen mit der Analytical Engine-Rechenmaschine. Von Beginn des Computers bis in die 1980er Jahre galt Programmieren als „typischer Frauenberuf“. Der erste elektronische Computer wurde 1942 übrigens zu Kriegszwecken im Auftrag der US-Armee benutzt. Besonders im zweiten Weltkrieg programmierten ausschließlich Frauen und das ist mittlerweile kaum zu glauben, da die Informatik-Branche heutzutage nur noch einen sehr geringen Frauenanteil hat. Damals war der Ruf einer Programmiererin nicht so besonders oder herausragend wie heute, sondern eher der einer modernen Sekretärin.

Grace Hopper, eine Admiralin der US-Navy, setzte mit ihrer Arbeit am ersten vollelektronischen Rechner Mark I bzw. ASCC (Automatic Sequence Controller Calculator) einen Meilenstein der Programmiersprache. Sie hat 1952 den ersten Compiler (A-0) entwickelt und mit der Programmiersprache FLOW-MATIC und dem zugehörigen Compiler (1957) wesentliche Vorarbeiten zur Entwicklung der Programmiersprache COBOL geleistet. Weltweite Anerkennung erlangte sie mit der Programmiersprache COBOL („Common Business Oriented Language“). Diese entstand in der Frühzeit der Computerentwicklung, Ende der 1950er-Jahre und wird bis heute verwendet. Der Stil dieser Programmiersprache ist stark an die natürliche Sprache angelehnt und dient vor allem der Programmierung kaufmännischer Anwendungen. Der US-Computer „ENIAC“, der zur Berechnung von ballistischen Tabellen genutzt wurde, wurde auch von sechs Frauen in den 1940er Jahren programmiert. Kathleen McNulty Mauchly Antonelli, Jean Bartik, Frances Elizabeth „Betty“ Holberton, Marlyn Meltzer, Frances Spence und Ruth Teitelbaum waren ab diesen Zeitpunkt als ENIAC-Frauen bekannt und wurden 1997 in die Women in Technology International (WITI) Hall of Fame aufgenommen. Sie waren in Aberdeen an unterschiedlichen Rechenmaschinen und in Leitungsfunktionen beschäftigt gewesen. Die Frauen erhielten spezielle Einführungskurse in den gesamten Aufbau des ENIAC sowie in den Umgang mit den IBM-Lochkartengeräten zur Ein/Ausgabe. Weiterhin lernten sie eine Blockdiagrammschreibweise kennen, in der die jeweiligen Programme beschrieben werden sollten. Da es keinerlei Handbücher gab, mussten sie Schaltpläne der Anlage lesen. Ihre Programmierdozenten waren die ENIAC-Entwickler selbst. Ebenfalls den Damen der Schöpfung zu verdanken, ist die erste Landung eines Menschen auf dem Mond. Dies konnte unter anderem nur durch Programme von Entwicklerinnen wie Katherine Johnson oder Margaret Hamilton möglich werden. Johnson berechnete die Flugbahn der Apollo-11-Mission, Hamilton schrieb die Apollo-Flugsoftware. Sie gelten auch als “Apollos Frauen - Heldinnen im Hintergrund der Mondlandung”.

Im Jahre 1983 waren laut der US-amerikanischen National Science Foundation 37 Prozent aller IT-Studierenden in den Vereinigten Staaten weiblich, heute sind in den USA weniger als 20 Prozent der Absolventen in der Informatik weiblich. Insbesondere in den 1980er Jahren wurden viele Spiele besonders für Männer und den typischen Stereotyp-Nerd hergestellt. Dementsprechend kauften Familien auch eher ihren Söhnen als Töchtern Computer und „Nerdsein“ wurde somit zur Männersache. Doch wie sieht es heutzutage bei den weiblichen Vertreterinnen der Informatik aus?

Nach dem historischen Rückblick schauen wir uns nun drei aktuelle Größen der Informatik genauer an:

Jade Raymond

Jade Raymond steht wie keine andere für die Gaming Branche und hat im März 2021 das Independent-Entwicklerstudio Haven gegründet. Die Kanadierin wurde am 28. August 1975 in Montreal geboren. In ihrer Kindheit und Jugend entwickelte sich bei ihr das Interesse an Computern und insbesondere an Computerspielen. Aus diesem Hobby entstand der Wunsch selber in dieser Branche tätig zu werden und so absolvierte sie ihr Informatikstudium an der McGill Universität.
Nachdem Jade Raymond ihr Studium erfolgreich abgeschlossen hatte, startete sie ihre Karriere bei Sony Online Entertainment und arbeitete dort als Programmiererin. Sie wirkte damals an den online Versionen von Titeln wie „Jeopardy!“ und „Trivial Pursuit“ mit. Das erste Mal als Produzentin wurde sie bei „The Sims Online“ tätig. Nach ihrem Wechsel zu Ubisoft Montreal wurde sie Produzentin von „Assassins Creed“ und erlangte somit auch in der Gaming Szene immer mehr Bekanntheit.

Marissa Mayer

Marissa Mayer wurde 2008 vom Wirtschaftsmagazin Fortune zu den 50 mächtigsten Frauen der Welt und 2009 den „10 Tech Leaders of Future“ gezählt. Die US-Amerikanerin wurde am 30. Mai 1975 in Wisconsin geboren. Schon als Kind interessierte sich sehr für naturwissenschaftliche Fächer. Sie studierte an der Stanford University und arbeitete nach ihrem Studium für das Research Lab UBS. Im Jahr 1999 begann als Programmiererin und 20. Mitarbeiter:in bei Google. Dort arbeitet u.a. an Diensten wie Google Search, Google Maps und Google Mail. Des Weiteren arbeitete sie bei Google in der Produktentwicklung mit Schwerpunkt Google Search und wurde Vice Präsidentin. Nebenbei unterrichtete Marissa Mayer an der Stanford University Programmierung. Im Jahr 2009 erhielt sie die Ehrendoktorwürde im Fachgebiet Programmierung. Schließlich wurde sie 2012 vorsitzende Geschäftsführerin von Yahoo.

“You can be good at technology and like fashion and art. You can be good at technology and be a jock. You can be good at technology and be a mom. You can do it your way, on your terms.“

Ina Schieferdecker

Ina Schieferdecker ist Gründungsdirektorin des Weizenbaum-Instituts für die vernetzte Gesellschaft und Leiterin der Abteilung „Forschung für Digitalisierung und Innovation“ im Bundesministerium für Bildung und Forschung.
Die Berlinerin wurde am 18. März 1967 geboren und hat in ihrer Jugend begonnen mit ersten kleineren Programmen zu experimentieren. Nach ihrem Abitur studierte sie mathematische Informatik an der Humboldt-Universität Berlin. Danach forschte Ina Schieferdecker am International Computer Science Institute in den USA und am CRIM in Kanada. Anschließend arbeitete sie am Fraunhofer-Institut für Offene Kommunikationssysteme. Ab 2003 lehrte die selbst an der Technischen Universität Berlin und leitete später die dortige Fachgruppe zur Modellbasierten Entwicklung und Qualitätssicherung von softwarebasierten Systemen.